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Maria

Roman, PERLEN 3

Erschienen am 20.02.2024, 1. Auflage 2024
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783737412315
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 20.5 x 12.8 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Lalla Romano erzählt die Geschichte einer kleinen Familie im Piemont in den 1930er und 1940er Jahren. Sie erzählt von der Beziehung zwischen zwei Frauen, die sich in Herkunft, Kultur und Lebensweise sehr voneinander unterscheiden: Maria, eine Bäuerin, und eine Lehrerin, Schriftstellerin und Malerin, in deren Haus Maria als Bedienstete arbeitet. In ihrer nüchternen, genauen, mitunter fast spröden Sprache zeichnet Lalla Romano ein Porträt von Maria. Und dabei entwirft sie das Porträt des Dorfes von Maria mit seinen Menschen, seiner Landschaft und seiner Zeit, in die der Zweite Weltkrieg fällt. Die Bindung zwischen beiden Frauen, ihre Seelenverwandtschaft, tritt zutage, als das Kind der Erzählerin geboren wird. Mit dem Heranwachsen des Kindes wird sie immer offenkundiger. Und so erzählt Lalla Romano in ihrem Roman 'Maria', den sie als 'eine wahre Geschichte' bezeichnet, im Grunde von diesem Kind, von Kindern und ihren Müttern. 'Maria', der erste von Lalla Romanos zahlreichen Romanen, erschien 1953 im Turiner Verlag Einaudi und wurde 1954 mit dem Premio Internazionale Veillon ausgezeichnet.

Warntext

ACHTUNG! Nicht geeignet für Kinder unter 36 Monaten. Erstickungsgefahr durch verschluckbare Kleinteile.

Leseprobe

Als meine Kleidung über dem Bauch zu spannen begann, blickten mich selbst unbekannte Frauen mit leuchtenden Augen an und versuchten, mich zum Reden zu bringen; aber ich ließ mich nicht darauf ein und litt darunter, dass das Geheimnis nicht mehr länger das meine war. Maria ließ nie erkennen, dass sie es wusste. Ich weiß nicht, ob aus Diskretion oder aus Befangenheit. Dafür war ich ihr sehr dankbar. An einem Sonntag im März luden uns Marias Verwandte in den Villar ein, in ihr Haus, die Casa Barcellona. [] Die Schwägerinnen kamen uns auf dem Weg hinter den Häusern entgegen. Sie konnten es nicht durch meinen bloßen Anblick bemerkt haben: Maria musste es verraten haben. Sie schauten mich an, aber auf eine ganz andere Weise als die Frauen aus der Stadt. Sie hatten beide einen Säugling auf dem Arm und streckten etwas unbeholfen ihre raue, warme Hand aus, ohne ein Wort zu sagen; aber in ihrem langen, fast mitleidigen Lächeln erkannte ich eine feierliche Geste. [] Als das Kind ein Jahr alt war und anfing, im Haus herumzulaufen, war seine kleine Faust bewaffnet: Marias Bruder Giacomo hatte ihm einen Hammer gebastelt, der ganz echt aussah, aber aus Holz. Mit diesem Holzhammer schlug es Nägel in eine rote Truhe in Marias Zimmer und rief dabei Giacomos Namen: 'Caco! Caco!' Unsere Abreise wurde für den April festgelegt. Zu dieser Zeit erhielt ich Besuch, der aber eigentlich nicht mir galt. Mit Pietros Versetzung war ich empfindlicher gegenüber Dingen geworden, die mich beunruhigten. Das Läuten der Türglocke war für uns ungewohnt und immer ein wenig alarmierend. Ich öffnete; Maria war mit dem Kind ausgegangen. Eine Frau vom Land mit weißem, aber dichtem, welligen Haar und einem freundlichen Gesicht lächelte mich an. Dieses Gesicht hatte etwas Vertrautes, aber ich erkannte es nicht. Die Frau sagte, sie sei Anna, Marias Schwägerin. Sie war die, die schon damals müde gewirkt hatte: In kaum mehr als einem Jahr war sie eine alte Frau geworden. Sie sagte, sie sei in die Stadt gekommen, um ein Kind zu sich zu holen, weil ihres diesmal eine Totgeburt war. Während unser Kind heranwuchs und nach und nach unser Leben in Beschlag nahm, gebar sie, die bereits viele erwachsene Kinder hatte, zwei, die nach der Geburt starben. Mir grauste bei dem Gedanken, dass sie nun mit ihrer ausgezehrten Brust ein fremdes Kind stillen sollte; ich betrachtete sie mit Mitleid und Entsetzen und wagte nicht, sie zu umarmen.

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