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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783552052291
Sprache: Deutsch
Umfang: 464 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 22 x 14 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Oberinspektor Chen ermittelt in einem mysteriösen Mordfall: Das Opfer, Guan Hongying, war Leiterin einer Kosmetikabteilung und Modellarbeiterin - als Heldin der Arbeit ein politisches Vorbild. In ihrem Wäscheschrank findet Chen bürgerlich-dekadente Reizwäsche und ein Bündel erotischer Fotos. Keine Frage: ein brisanter Fall, der bis in die höchsten poitischen Kreise führt. Shanghai 1990, eine Stadt an der Schwelle zwischen Kommunismus und Kapitalismus: Qiu Xiaolongs spannender Kriminalroman führt den Leser mitten in das chinesische Alltagsleben - eine fesselnde Krimi-Sensation.

Autorenportrait

Online-Special

Leseprobe

Zum Glück war der Baili-Kanal genauso schön, wie Gao versprochen hatte. Er war zwar nicht breit, doch da es im letzten Monat heftig geregnet hatte, führte er genügend Wasser. Und Fische gab es hier auch reichlich, da das Wasser relativ sauber war. Sobald sie ihre Köder ausgeworfen hatten, spürten sie schon, wie die Fische bissen. Bald konnten sie die Leinen wieder einholen. Fische über Fische sprangen aus dem Wasser, landeten auf dem Boot, zuckten, schnappten nach Luft. »Sieh dir den mal an!« sagte Liu und deutete auf einen Fisch, der sich zu seinen Füßen wand. »Mehr als ein Pfund schwer!« »Phantastisch!« sagte Gao. »Du bringst uns heute Glück!« Gleich darauf zog auch Gao den Haken aus dem Maul eines Barsches, der sicher ein halbes Pfund wog. Erfreut warf er die Schnur mit einem geübten Schwung seines Handgelenks wieder aus. Er hatte sie noch nicht halb eingeholt, als es heftig ruckte. Die Angel bog sich, und ein riesiger Karpfen funkelte im Sonnenlicht. Sie kamen kaum zum Reden. Die Zeit lief rückwärts, während silberne Schuppen im goldenen Sonnenlicht tanzten. Zwanzig Minuten oder zwanzig Jahre - die beiden fühlten sich in ihre Jugend zurückversetzt. Zwei Schüler, nebeneinander sitzend, redend, trinkend, angelnd, und die ganze Welt baumelte an ihren Angelschnüren. »Was bekommt man denn für ein Pfund Karauschen?« fragte Liu, der schon wieder einen stattlichen Fisch in der Hand hielt. »Für einen von dieser Größe?« »Mindestens dreißig Yuan, würde ich sagen.« »Ich habe hier gut vier Pfund, die sind also etwa hundert Yuan wert, stimmt's?«, sagte Liu. »Wir sind jetzt erst eine Stunde hier, und ich habe schon mehr hereingeholt, als ich in einer Woche verdiene.« »Ist das dein Ernst?« fragte Gao und holte einen Sonnenfisch von seinem Haken. »Ein Atomingenieur mit deinem Ruf?« »Tja, ist aber so. Ich hätte lieber Fischer werden und südlich des Yangzi zum Angeln gehen sollen«, sagte Liu kopfschüttelnd. »In Qinghai bekommen wir oft monatelang keinen Fisch zu sehen.« Liu arbeitete seit zwanzig Jahren in dieser Wüstengegend. Einer alten Tradition folgend servierten die dort lebenden Bauern zum Frühlingsfest einen hölzernen Fisch, denn das chinesische Schriftzeichen für Fisch bedeutet auch Überfluß, also Glück für das kommende Jahr. Vielleicht vergaß man dort mit der Zeit, wie Fisch schmeckte, doch die Tradition war nicht in Vergessenheit geraten. »Das ist doch nicht zu fassen«, empörte sich Gao. »Der große Wissenschaftler, der Atombomben herstellt, verdient weniger als ein fliegender Händler mit seinen Tee-Eiern. Eine Schande!« »Das ist die Marktwirtschaft«, sagte Liu. »Das Land ändert sich, die Richtung stimmt, die Menschen haben ein besseres Leben.« »Aber es ist doch ungerecht, zumindest dir gegenüber.« »Na ja, eigentlich kann ich momentan nicht klagen. Das war vor einiger Zeit nicht so. Du kannst dir sicher denken, warum ich dir während der Kulturrevolution nicht geschrieben habe.« »Nein, warum denn nicht?« »Ich wurde als bürgerlicher Intellektueller kritisiert und ein Jahr lang eingesperrt. Nach meiner Freilassung galt ich noch immer als Rechtsabweichler, und da wollte ich nicht, daß ein Verdacht auf dich fällt.« »Das tut mir wirklich leid«, sagte Gao. »Aber du hättest mir trotzdem Bescheid geben sollen. Allerdings hätte ich mir das auch denken können, als meine Briefe immer wieder zurückkamen.« »Nun, das ist jetzt vorbei«, sagt Leseprobe

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