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Geschichte des Klosters Doberan bis zum Jahre 1300

Karge, Wolf
Erschienen am 01.10.2004, 1., Aufl. (Reprint d. Originalausg. v. 1872)
14,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783938347072
Sprache: Deutsch
Umfang: 164
Format (T/L/B): 20.0 x 14.0 cm

Beschreibung

1872 erschien in Ernst Kuhns Verlag in Rostock ein unscheinbarer Band mit dem sehr sachlichen Titel „Geschichte des Klosters Doberan bis zum Jahre 1300“. Als Autor wird Friedrich Compart genannt. Ernst Kuhn hatte es sich mit seinem kleinen Verlag zur sehr speziellen Aufgabe gemacht, wissenschaftliche Darstellungen zur mecklenburgischen Geschichte vor 1300 zu publizieren. Kommerzielle Erfolgsaussichten dürften ihn kaum dabei geleitet haben. Geachtete Autoren wie z.B. Gustav Floerke veröffentlichten bei ihm. Die Druckerzeugnisse des Verlages waren für einen kleinen Interessentenkreis bestimmt, der sich für die detailreichen und akribischen Untersuchungen des Mittelalters in Mecklenburg interessierte. Dieser Kreis dürfte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht so zahlreich gewesen sein. Andererseits war durch den Rostocker Geschichts- und Altertumsverein wie auch durch den Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde gerade dem Mittelalter besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden. Engagierte Historiker bemühten sich, der verklärten romantischen Sicht auf das Mittelalter aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nun wissenschaftliche Fakten entgegenzustellen. Friedrich Compart lässt uns nicht wissen, warum er sein Buch schrieb, was ihn besonders seine Kenntnisse über die Doberaner Klostergeschichte so intensiv zusammentragen ließ und was ihn persönlich auch dazu befähigte. Ein Vor- oder Nachwort blieb er schuldig. Seine wissenschaftliche Form des Buches bescheinigt ihm aber eine umfassende Kenntnis des damaligen Wissensstandes und eine kritische Sicht auf das bis dahin Erschienene. Wertend und korrigierend, fast buchhalterisch akribisch setzt er sich mit diesem Forschungsstand auseinander. Hinter der Publikation steckt eine enorme Fleißarbeit. Sachlich und nüchtern sind auch seine Kapitelüberschriften, die das Buch gliedern. Die erste Gründung des Doberaner Klosters in Althof (oder „Alt-Doberan“, wie es Compart nennt), die Zerstörung an diesem ersten Standort und die Neugründung am heutigen Standort leiten die Arbeit ein. Dann folgen umfassende Kapitel über den „Festliegenden Besitz des Klosters“, die Einnahmen und Ausgaben, die weltlichen und kirchlichen Rechte. Ein weiteres Kapitel heißt „Stiftungen von Klöstern, Entsendung von Conventen, Gründung von Kirchen und Verhältniß des Klosters zu den in seinen Besitzungen gelegenen Kirchen“. Das Ganze schließt mit einem akribischen Bericht über die „Bewohner des Klosters, die in den Urkunden überliefert sind, und ihren Functionen“. Zeitlich wird damit ein Rahmen gespannt, der über 100 Jahre erschließt – die Zeit von der Gründung des Klosters bis zu seiner festen Etablierung in der mecklenburgischen Landschaft. Diese nüchterne Auflistung birgt in sich aber das pralle Leben des Mittelalters. Gerade durch die wissenschaftliche Beschränkung auf die Erschließung der vorhandenen Quellen erklärt sich die Entwicklung des Klosters sozusagen aus sich heraus. Da wird deutlich, wieso dieses Klosters sich in so kurzer Zeit so einen enormen Reichtum zulegen konnte und woher das Geld für den schnellen Ausbau kam. Es wird klar, was die wirtschaftliche Tätigkeit ausmachte, die durch den Bruder Oeconomus verwaltet wurde oder die Verantwortung des Abtes für die gesamte Tätigkeit des Klosters. Es wird erklärt, wie weltliches und geistliches Handeln nebeneinander standen oder die Kirche bzw. das Kloster als Institution in ihren inneren Verwaltungsstrukturen funktionierten. Von besonderem Wert sind die Erläuterungen zu den Bewohnern des Klosters, zu ihren Aufgaben und Befugnissen. Bis ins kleinste Detail wird darin der klar reglementierte Alltag im Zisterzienserkloster deutlich. In Einzelfällen werden auch „Karrieren“ nachvollzogen. Gleichzeitig wird die Unterscheidung zwischen der kleinen Schar der Mönche und den vielen Handwerkern und Arbeitern sichtbar. Nach der Lektüre des Buches weiß man, wann und wie oft gebetet wurde, kennt die Weck- und Schlafzeiten, ahnt die Probleme des täglichen Lebens, hat eine Vorstellung von den Verzweigungen des „Klosterbetriebes“ und den Verflechtungen mit der Außenwelt. Über ein Register erschließt Compart am Ende seines Buches dem eiligen Leser den umfangreichen Inhalt und ersetzt damit ein Inhaltsverzeichnis. Diesem Inhalt ist auch nach heutigem Kenntnisstand nicht viel Neues hinzuzufügen und deshalb erscheint es durchaus sinnvoll, diese Fleißarbeit von Friedrich Compart nach über 130 Jahren unverändert nachzudrucken.