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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783827011893
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S.
Format (T/L/B): 3.3 x 21 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Renée ist 45, als sie ihren Mann verliert. Plötzlich sieht sie sich allein in ihrem über 300 m2 großen Kreuzberger Zimmer-Labyrinth, denn ihre Kinder gehen längst eigene Wege. In den Wochen der Trauer reift in Renée der Plan, die übergroße Eigentumswohnung doch nicht zu verkaufen, sondern stattdessen mit alten Freunden eine Wohngemeinschaft zu gründen. Eine Wunschkonstellation hat sie im Kopf, aber passen diese Menschen wirklich zusammen: ihre Sandkastenliebe Michael, ein Arzt, der Bücher liebt; das ungleiche Paar Anne und Pavel, von denen die eine als Bundestagsabgeordnete beruflich durchstartet, während der andere mit seiner Midlife-Crisis kämpft, sowie der schon pensionierte Musiklehrer und Jazzliebhaber Wilfried? Nach zwei gemeinsamen Test-Urlaubswochen in einem Haus in der Uckermark stürzen sie sich in das Wagnis und stellen fest, dass man zwar viel planen kann, das Leben am Ende aber immer andere Geschichten schreibt.

Autorenportrait

Katja Altenhoven, geboren 1966 in Berlin, studierte in Leipzig Journalistik und arbeitete viele Jahre bei verschiedenen Tageszeitungen, bevor sie sich als Dokumentarfilmerin und Autorin selbständig machte. Unter anderem Namen hat sie mehrere erfolgreiche Romane veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Leseprobe

Katja Altenhoven Willkommen zuhause! Roman 1. "Gelb", murmelt Renée und klebt gelbe Punkte auf die Rückseite der Stühle, die am Esstisch stehen. Stühle sind ungefährlich und nützlich. Ungefährlich, weil sie keinen Anlass geben, traurig zu sein. Bis auf den Stuhl, der an Martins Schreibtisch steht. Auf dem klebt ein roter Punkt, denn der muss weg. Renée hat beschlossen, sich von allen Sachen zu trennen, die sie so sehr an Martin erinnern, dass sie bei deren Anblick sofort zu heulen anfängt. Der Schreibtischstuhl gehört eindeutig dazu. Den hatte Martin auf einem Trödelmarkt gefunden und auf dem hinteren Balkon restauriert. In einem Sommer der so heiß war, dass man es draußen kaum ausgehalten hatte. Er hatte sich bei der Arbeit an dem Stuhl einen Sonnenbrand geholt und dabei zum ersten Mal festgestellt, dass ihm die Haare ausgingen, weil die Kopfhaut spannte. Renée war die kleine Tonsur längst aufgefallen, aber sie hatte nie etwas gesagt. Obwohl sie schon viele Jahre verheiratet waren, wusste sie nicht, ob es Martin stören würde zu wissen, dass ihm nun, mit siebenundvierzig, langsam die Haare ausfielen. Der Schreibtisch bekommt ebenfalls einen roten Punkt. Auf dem hatten sie Pauline gezeugt. Martin hatte ihr das nie geglaubt, aber Renée war sich sicher. Sie war 1991 an einem verregneten Juniabend zu ihm ins Arbeitszimmer - das "Bienenzimmer", wie sie es nannte - gegangen, um ihn zu überreden, mit ihr ins Kino zu gehen. Aber Martin hatte nicht gewollt. "Ich habe acht Bestellungen für Bienenköniginnen. Die will ich heute Abend noch fertig machen." "Du betrügst mich mit deinen Königinnen", hatte sie geklagt und sich auf seinen Schoß gesetzt. "Was haben die, was ich nicht habe?" Sie hatte ihrem Mann das Hemd aufgeknöpft und ihm befohlen, ihr jetzt und sofort zu beweisen, dass er sie mehr liebe, als seine Königinnen. "Sei nicht albern, Renée, das dauert nur noch eine Stunde, dann bin ich fertig, und wir können in die Spätvorstellung gehen." Aber er hatte nicht überzeugt geklungen. "Schau", hatte sie gesagt und ihre Bluse aufgeknöpft. "Paul ist bei meinen Eltern, wir haben einen freien Abend. Entweder du machst mir jetzt noch ein Kind oder wir gehen ins Kino." Sie hatten ein Kind gemacht. Mitten auf dem Schreibtisch, der dabei bedrohlich geknarrt und gequietscht hatte. Schon am nächsten Morgen war sie sich sicher gewesen, schwanger zu sein. "Ich bin schwanger", hatte sie am Frühstückstisch zu Martin gesagt. Der hatte genickt, ihre Hand gestreichelt und sie beruhigend angeschaut. "Wir machen noch ein zweites Kind, Renée. Wenn du eins möchtest, machen wir eins." "Das müssen wir nicht mehr, ich bin wirklich schwanger." Er hatte gelächelt und sein Frühstücksei geköpft. Später hatte er immer behauptet, Renée habe schon länger vor diesem Morgen gewusst, dass sie ein Kind erwartete. Nur hätte sie es eben romantischer gefunden, Pauline auf dem Schreibtisch empfangen zu haben, auf einer bereits versandfertig gemachten Bienenkönigin sitzend, die den Schreibtischsex nicht überlebt hatte. "Gelb", sagt Renée und klebt Punkte auf alle Bücherregale. Auch die sind neutral. Was sie beherbergen, würde allerdings größere Schwierigkeiten bereiten und muss einzeln geprüft werden. Nicht die Bücher, aber all die Kleinigkeiten, die sich im Laufe einer Beziehung ansammeln und deren Bedeutung sich niemandem sonst erschließt. Sie nimmt das sechs Jahre alte, noch immer verpackte Lebkuchenherz aus einem Regalfach, in dem es liegt, seit Renée es auf dem Weihnachtsmarkt in Celle für Martin gekauft hatte. Struppi, ich liebe dich steht auf dem Ding. Obwohl sie für ihn nie einen solch absurden Kosenamen benutzt hatte, war ihr dieses kitschige Stück ins Auge gefallen. Und nach dem sechsten Glühwein hatte sie es dann gekauft. "Struppi", hatte Renées Freundin Judith gejuchzt. "Das passt zu Martin. Weißt du, wie der Hund von Taddeus Punkt? So knurrt Martin doch auch manchmal rum." Wer war Taddeus Punkt? "Der aus dem DDR-Kinderfernsehen. B

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