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Homo mediator

Geschichte und Menschenbild der Mediation

Erschienen am 25.03.2005, 1. Auflage 2005
34,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608941463
Sprache: Deutsch
Umfang: 296 S.
Format (T/L/B): 3 x 23.5 x 16 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In einer Zeit, in der es vor allem um Effizienz, um Strategien, Techniken und schnelle Lösungswege geht, stellt der Autor das Grundlegende und das Nachhaltige des Bereiches Mediation in den Mittelpunkt. Die Darstellung ihrer Geschichte und das philosophierende Nachdenken über die Person des Mediators gibt dem neuen Fach Rückhalt und verleiht ihm eine solide Grundlage. Mediation ist nicht etwa in jüngerer Zeit aus Amerika zu uns hinübergekommen, sondern sie hat in Europa eine eigene, Jahrhunderte zurückreichende Geschichte und Tradition. Der Autor zeigt uns ihre geschichtlichen Wurzeln, angefangen bei Solon im 6. Jahrhundert vor Christus über den 'mediator familiaris' Ludwigs des Deutschen, die großen Vermittlerpersönlichkeiten des Westfälischen Friedens bis hin zu den eher leisen Vermittlern im Zweiten Weltkrieg. Dabei stellt der Autor heraus, was diese Vermittlerpersönlichkeiten auszeichnete, was sie gemeinsam hatten und was wir heute von ihrem Vorgehen lernen können. Im zweiten Teil des Buches entwirft er ein Bild des vermittelnden Menschen und der Vermittlung als einer Lebenshaltung; er arbeitet in den Kapiteln 'Vertrauer', 'Schweiger - Hörer und Frager', 'Mitbürger', 'Menschenrechtler', 'Teilnehmer am Machtspiel' die spezifische Lebensform des homo mediator heraus: Mediation kann nicht unabhängig von der eigenen Persönlichkeit durchgeführt werden, sie ist eher eine Sache der Haltung und Lebensweise als eine Methode oder juristische Vorgehensweise.

Autorenportrait

Joseph Duss-von Werdt, Prof., Dr. phil., Dr. theol., früher Leiter des Instituts für Ehe und Familie in Zürich, Mitbegründer und -herausgeber der Zeitschrift Familiendynamik, Dozent für Systemtherapie an der Universität Fribourg (Schweiz); zur Zeit Lehrbeauftragter für Mediation an der Fernuniversität Hagen (Lehrgebiet Recht) und deren Vertreter im wissenschaftlichen Beirat des interuniversitären European Master on Mediation (Sion); Ausbilder, Supervisor und Praktiker der Mediation in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Leseprobe

Auf den Spuren des homo mediator Nach der nicht ganz oberflächlichen Durchsicht der Fachliteratur bin ich versucht zu sagen, die vorliegende Schrift bestehe aus zwei Vermißtmeldungen: Die erste betrifft die Auskünfte über die europäische Geschichte der Mediation, die zweite das Nachdenken der Vermittler über sich selbst. Neugierig darauf, wie alt das jeweils als neu Ausgegebene sei, machte ich mich seit der ersten Berührung mit dem Thema vor ungefähr dreißig Jahren auf die Suche und bin fündig geworden - nur eben nicht in der Fachliteratur. Diese beschäftigt sich vornehmlich mit dem Modus des Machens, seinen rechtlichen sowie berufspolitischen Bezügen; der Modus des Seins hingegen berührt kaum den Rand. Mein geschichtliches Interesse gilt mehr den Vermittlern als der Vermittlung, und parallel dazu frage ich (mich) nach ihrem heutigen Selbstbild und seiner Auswirkung auf die Lebenspraxis. Damit beschäftigt, kamen mir weitere Frage näher: Woran liegt es, daß sich immer noch so viele ausbilden, obwohl die Praxis mit der Zunahme ihrer Zahl kaum Schritt hält? Hat das etwas damit zu tun, wie sie ihr menschlichen Sosein verstehen und verwirklichen wollen? Solange darüber nicht geforscht wird, läßt sich über Motivationen natürlich nur dies und das vermuten, zum Beispiel, daß sie mit dem "Markt" und der Hoffnung auf neue berufliche und finanzielle Möglichkeiten verbunden seien. Erklärt das jedoch ausreichend das anhaltende Interesse an der Mediation? Es kommen zweifellos andere "Zeichen der Zeit" hinzu. Allenthalben wird besorgt festgestellt, die Gewalt nehme zu, wobei Vermittlung an den gewaltlosen Umgang mit Konflikten angekoppelt wird. Gesellschaftspolitisch stellen sich Probleme mit der weltweiten Migration, den sich durchdringenden und aufeinanderprallenden Kulturen, dem globalisierten Wertedurcheinander und gesellschaftlichen Phänomenen, von denen man glaubt, Mediation könnte und sollte Gutes ausrichten. Neue Spezialitäten und Spezialisten tauchen auf. Aus Frankreich etwa wird von 20000 Mitgliedern einer Vereinigung berichtet, die für Gemeindebehörden, öffentliche Transporte, private Ferienveranstalter, Bewohner großer Siedlungen und anderswo als médiateurs zur Verfügung stehen. Weitere Hintergründe der magnetischen Kraft der Mediation mögen sein: Enttäuschungen über wirkungsloses oder kontraproduktives Intervenieren bei Konflikten, Hoffnung auf Hilfe bei sozialen Unruhen, kultureller Identitätssuche, Völkerwanderungen, Terror und Antiterror, Zukunftsängsten, angesichts der Krisen der ältesten Demokratien in den USA und in Europa, ausbeuterischer Bewirtschaftung der Lebensgrundlagen, Monopolisierung und Verknappung des Wassers, wachsenden Mehrheiten von Armen und schrumpfenden Minderheiten von Reichen. Wo immer wir hinschauen, sehen wir, wie vieles aus den Fugen gerät, ganze Gesellschaften chaotisch und unlenkbar werden. Sicherheit und sogar eine neue Weltordnung werden zwar versprochen, aber welche dieser Versprechen sind denn schon eingelöst? Die Unsicherheit nimmt ebenso zu wie kollektive Turbulenzen und individuelle Resonanzen in Form von Verwirrtheit, Depression, Angst, Gewalt, Terror aus Verzweiflung und ohnmächtigem Antiterror. All das ist genauso bedrohlich wie "kybernetisch" verständlich, scheint irrational wie rational motiviert zu sein. Zusammengenommen paaren die beiden Worte irrational und rational Lebensgefühl, emotionale Befindlichkeit, für das rationale Wissen nicht erreichbare Ab-Gründe sowie Vernunft und Bewußtheit. Doch ich befürchte, daß sie sich zur Zeit nicht zusammentun, sondern gnadenlos entzweien. Orientierungslose (anomische) Tendenzen weisen darauf hin, daß die Vernunft ihre eigene Sache nicht meistert und an Grenzen stößt, die seit der Aufklärung nicht für möglich gehalten wurden, deren Leitidee es ja schließlich war, es gebe für die Ratio keine Hindernisse. Einmal werde alles durchschaubar und planbar sein. Wurde nicht unbeirrbar und selbstsicher a

Schlagzeile

Mediation ist vor allem eine Lebenshaltung

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