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Die Liebe eines Mörders

Roman

Erschienen am 13.10.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442468423
Sprache: Deutsch
Umfang: 416 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die kauzige Gwendolyn Chawcer vermietet eine Wohnung in ihrem Haus in London an einen jungen Mann, der ihr schon bald unheimlich ist. Dabei ahnt sie nicht einmal im Entferntesten, was in ihrem neuen Mieter tatsächlich vorgeht. Denn dieser Michael Cellini ist besessen. Nicht nur vom schönen Top-Model Nerisha, sondern auch von seinem großen Idol, dem berüchtigten Serienmörder John Christie. Und so ist es kein Wunder, dass der leidenschaftliche junge Mann sich von Christies Taten inspirieren lässt, als Nerisha sein zärtliches Werben hartnäckig ignoriert .

Leseprobe

Hier müsste eigentlich die Straße sein, genau da, wo er stand. Davon war Mix überzeugt. Unglaublich. Inzwischen hatte er seinen Schock überwunden. Bittere Enttäuschung stieg in ihm auf. Dann kam die Wut. Es schnürte ihm fast die Kehle zu. Wie konnten sie es wagen? Wie konnten diese Unbekannten etwas zerstören, was eigentlich ein Nationaldenkmal sein sollte? Das Haus hätte längst ein Museum mit einer dieser blauen Tafeln oben an der Wand sein müssen, und den Garten hätte man als Teil einer Besichtigungstour in seinem ursprünglichen Zustand liebevoll bewahren sollen. Ein Kurator wäre auch gleich bei der Hand gewesen: er persönlich. Alles war sorgfältig neu gestylt und seelenlos. Das war der richtige Begriff dafür - »seelenlos«. Er war ganz stolz auf seinen Einfall. Was für ein hübsches Fleckchen, dachte er angewidert. Genau das Richtige für Yuppies. Besonders wütend machten ihn die Petunien in den Blumenbeeten. Dass man den Rillington Place schon einige Zeit vor seiner Geburt in Ruston Close umbenannt hatte, wusste er natürlich, aber jetzt existierte nicht einmal dieser mehr. Der alte Stadtplan, den er mitgebracht hatte, half auch nicht weiter. Alte Straßen waren noch schwerer zu finden als die Spuren eines Kindergesichtes bei einem Fünfzigjährigen. Ja, ganz genau, fünfzig Jahre. Vor einem halben Jahrhundert hatten sie Reggie geschnappt und gehängt. Wenn sie schon die Straßen umbenennen mussten, dann hätte man wenigstens eine Tafel mit dem Hinweis »Ehemals Rillington Place« oder irgendetwas aufstellen können, was den Besuchern verriet: Hier lebte Reggie. Sicher würden ganze Hundertschaften hierherkommen, einige voller Erwartung und dann dementsprechend tief enttäuscht, während andere keine Ahnung von den historischen Begebenheiten hatten, die mit diesem Ort verbunden waren. Und alle würden sie vor dieser kleinen Enklave mit den roten Backsteinhäusern stehen, deren Blumenkästen üppig mit Geranien und Fleißigen Lieschen bepflanzt waren und deren Grundstücke von Blumenrabatten und Bäumen gesäumt wurden, die man wegen ihrer weiß umrandeten, goldenen Blätter ausgesucht hatte. Es war ein schöner Hochsommertag mit einem wolkenlos blauen Himmel. Üppig grün leuchteten die kleinen Rasenflächen. Eine rosarote Kletterpflanze legte sich wie ein pastellfarbener Mantel über die geschickt versetzten Gartenmauern. Mix drehte sich um. Vor unterdrückter Wut klopfte sein Herz schneller und lauter. Poch. Poch. Poch. Wenn er gewusst hätte, dass man jede Spur ausgemerzt hatte, hätte er die Wohnung im St. Blaise House nie in Betracht gezogen. In diese Ecke von Notting Hill war er nur gezogen, weil Reggie in diesem Viertel gelebt hatte. Das eigentliche Haus und die Nachbarhäuser waren weg, das hatte er natürlich gewusst. Trotzdem hatte er darauf gesetzt, dass man den Ort selbst leicht wiedererkennen könne: eine Straße, um die Leute mit schwachen Nerven einen weiten Bogen machten, eine Pilgerstätte für intelligente Kenner seines Schlages. Leider hatten sich die zart besaiteten Schwächlinge und die politisch korrekten Bürger durchgesetzt und alles abgerissen. Über seinesgleichen hätten solche Typen nur gelacht und genüsslich triumphiert, weil man einen ge-schichtsträchtigen Ort durch eine geschmacklose Wohnsiedlung ersetzt hatte. Den Besuch selbst hatte er sich als besonderes Vergnügen für die Zeit nach seinem Einzug aufgespart. Und was für ein Vergnügen! Wie oft hatte sich in seiner Kindheit ein ganz besonderes Vergnügen als Niete entpuppt? Seiner Erinnerung nach viel zu oft. Und das ging so weiter, sobald man als Erwachsener selbst Verantwortung übernehmen musste. Ein Auszug kam trotzdem nicht in Frage, dafür hatte er an Ed und dessen Kumpel viel zu viel fürs Streichen der Wohnung und die Küchenrenovierung bezahlt. Er drehte den hübschen neuen Häuschen samt ihren Bäumen und Blumenbeeten den Rücken zu, ging langsam die Oxford Gardens hinauf und überquerte den Ladbroke Grove, um sich das Haus anzusehen, in dem Reggies erstes Opfer ein Zimmer bewohnt ha

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